Die Schafgarbe (Achillea millefolium) zählt zu den bekanntesten Wildkräutern und Heilpflanzen. Die angenehm duftende Pflanze, mit den weißen, selten auch rosa- und orangefarbenen Blüten, spielt eine bedeutende Rolle in der Naturheilkunde. Dort wird der Korbblütler u.a. gegen Magenbeschwerden und Verdauungsbeschwerden eingesetzt. Da die auch als Tausendblatt bezeichnete Schafgarbe recht anspruchslos ist, kann sie bei uns nahezu überall wild gefunden werden.
Steckbrief
Botanischer Name: Achillea millefolium
Pflanzenfamilie: Korbblütler
Weitere Namen: Tausendblatt, Blutkraut, Grillenkraut, Frauendank, Schafzunge
Blütezeit: Mai-August
Erntezeit: Mai-September
Standort: sonnig; nährstoffreiche, eher trockene und durchlässige Böden
Verwendung als Heilkraut: Wundheilung, Magen- und Darmerkrankungen, Rheuma, Menopause, Bluthochdruck
Namenskunde
Die Botaniker H.Reling und J.Bohnhorst fanden 1898 heraus, dass der Name Achillea in direktem Zusammenhang mit Achilles steht. Achilles, die fast unverwundbare Figur der griechischen Mythologie, der Schüler des heilkundigen Chiron war, und die Schafgarbe als ein Heilmittel bei Wunden in Anwendung brachte.
Der Namenszusatz millefolium wird aus dem Lateinischen mit Tausendblätter übersetzt und spielt auf die vielen kleinen gefiederten Blätter der Schafgarbe an, weshalb in historischen Kräuterbüchern auch von der „tausendblättrigen Achillea“ gesprochen wird.
Woher die Silbe garbe stammt, gab dahingegen schon in der Vergangenheit viele Rätsel auf. Es wird vermutet, dass garbe von carmen abgeleitet werden könne, einer althergebrachten Vokabel, die für kerben oder schneiden steht und auf die gefiederten bzw. vielfach gekerbten Blätter übertragen werden könnte. Auch möglich: garbe als historisches Wort für herb. Tatsächlich ist auch diese Bedeutung denkbar, denn Schafgarbe schmeckt aromatisch-bitter, kampferartig.
Herkunft und Vorkommen der Schafgarbe
Die Gemeine Schafgarbe ist heute weltweit verbreitet, so dass eine genauere regionale Zuordnung bezüglich der Herkunft kaum möglich ist. Sie ist in vielen Ländern Europas, Nordasiens aber auch in den USA und Kanada heimisch. Da diese Pflanze eine große Bedeutung als Heilkraut hat, wird sie in vielen Ländern professionell kultiviert. Überlieferungen zeigen, dass Reste bzw. Pollen der Schafgarbe auch im berühmten Blumengrab vom Shanidar gefunden wurde. Das Grab liegt im heutigen Irak und ist etwa 49.000 Jahre alt.
Schafgarben sind so genannte Kosmopoliten, d.h. dass die Pflanzen in ihrem Lebensraum über weite Teile der Erde verbreitet ist. Sie findet sich häufig auf Wiesen, Weiden, Ackerrändern, Waldrändern oder auf Ruderal- bzw. Brachflächen und Gärten.
Die Gemeine Schafgarbe gehört der Familie der Korbblütler (Asteraceae) an und ist mit typischen Wildkräutern wie Löwenzahn, Arnika oder Wermut verwandt. Die Gattung der Schafgarben ist sehr artenreich. Es wird angenommen, dass bis zu 200 Arten innerhalb dieser Gattung existieren. Weitere bekannten Arten der Gattung sind z.B. die in den Kalkalpen beheimatete Bittere Schafgarbe (Achillea clavennae) oder die in Mittel- und Südeuropa vorkommende Edle Schafgarbe (Achillea nobilis).
Merkmale der Schafgarbe
Die Schafgarbe ist eine ausdauernde und mehrjährige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 60 und 140 cm erreicht. Ebenso auffällig ist das ausgeprägte und kriechende Wurzelwerk, die ebenfalls Längen von bis zu einem Meter erreichen kann. Die feinen und zierlich wirkenden Blätter sind wechselständig und gefiedert. Die Stängel des bekannten Wildkrauts sind recht stabil und mit feinen Drüsenhaaren ausgestattet. Die Pflanze ist im Frühjahr noch als Blattrosette zu erkennen. Die Grundblätter sind in dieser Phase länglich. Sowohl die Blätter als auch die Stängel sind unbehaart.
Schafgarbe und dessen Verwendung
Schafgarbe ist eines der Wildkräuter, die gerne den Unkräutern zugeordnet werden. Allenfalls wird Schafgarbe wegen der dekorativen Blüten in Blumensträußen mit Wildblumen geschätzt. Noch in der jüngeren Vergangenheit fand Schafgarbe große Beachtung als Arzneipflanze.
Heutzutage ist die Schafgarbe als essbares Wildkraut zwar wenig populär, dennoch sind die Blätter der Pflanze grundsätzlich essbar. Die zarten Blatttriebe können bis zur Blüte gegessen werden. Hier werden sie mitunter für Kräuterquarks oder Wildkräutersalate verwendet. Der Geschmack ist leicht bitter, aromatisch und erinnert mitunter etwas an Kamille. Mit zunehmender Größe werden die Blätter jedoch bittererer und eignen sich kaum noch zum Verzehr.
Aber nicht nur Menschen wussten die arzneiliche Wirkung der Schafgarbe zu schätzen, auch unter Schafen ist die Schafgarbe ein seit jeher beliebtes Wildkraut. Dass Schafe die Blätter der Schafgarbe gerne essen, beobachteten Schäfer schon vor Jahrhunderten.
Schafgarbe als Heilkraut
Frauenkraut, Allheilkraut, Bauchwehkraut und Blutstillkraut sind nur einige der Namen, unter denen die Gemeine Schafgarbe geführt wird und die erahnen lassen, welche Bedeutung das Heilkraut für den Menschen hatte und heute noch hat.
In den Kräuterbüchern des Mittelalters und der frühen Neuzeit war die Schafgarbe aus der Kräuterheilkunde nicht wegzudenken. Hildegard von Bingen empfahl sie bei der unterstützenden Behandlung von Geschwüren und Wunden. Auch in vielen Kräuterbüchern galt Schafgarbe als Wundkraut, welches im täglichen Gebrauch ist. Insbesondere in der Frauenheilkunde ist Schafgarbe populär und verschafft Linderung bei Beschwerden während der Menstruation und der Wechseljahre. Als Badezusatz hat sich Schafgarbe bei Hämorrhoiden bewährt. Auch bei der Behandlung der Ruhr spielte die Heilpflanze wohl eine Rolle, wobei allerdings der Behandlungserfolg fraglich ist.
In der heutigen Naturheilkunde wird die Schafgarbe weiterhin mit Erfolg verwendet. Die Inhaltsstoffe der Schafgarbe, die vor allem aus ätherischen Ölen, Bitterstoffen und Gerbstoffen bestehen, sowie aus Essig, Kaffee- und Apfelsäure, Schleimstoffe und Kupfer, machen die Pflanze zu einem interessanten und in der Regel gut verträglichem Heilkraut.
Heilwirkungen:
- Schleimlösend / verdauungsfördernd
- Wundheilend / krampflösend
- Antibakteriell / teilweise antimykotisch
- Appetitanregend / schmerzlindernd
Verwendung u.a. bei folgenden Beschwerden:
- Durchfall / Magenschleimhautentzündung
- Appetitlosigkeit / leichtere Gallenbeschwerden
- Völlegefühl / Menstruationsbeschwerden
- unterstützende Wundbehandlung / chronische Beckenschmerzen bei Frauen
- Kopfschmerzen / Geschwüre
- Multiple Sklerose (unterstützend)
Die Schafgarbe wird immer wieder als Arzneipflanze bei frischen, oberflächlichen Wunden genutzt. Tatsächlich kann das Kraut unterstützende Linderung bei entzündeter oder schmerzhafter Haut verschaffen. Bei der äußerlichen Verwendung der Schafgarbe auf der Haut bei Hautunreinheiten und Ekzemen, bspw. in Form von Tinkturen, Umschlägen oder Kompressen, sollte die Sonne gemieden werden, da Schafgarbe lichtempfindlich macht.
In neueren naturmedizinischen Studien werden auch krebshemmende Effekte untersucht. Die in der Schafgarbe enthaltenden Flavonoide und Sesquiterpenlactone sorgen womöglich dafür, dass bestimmte Krebszellen nicht mehr wachsen können und absterben. Beachtung finden diese Effekte u.a. bei der Therapie von Leukämie, Gebärmutterhalskrebs und Hautkrebs. In Laborversuchen konnten u.a. Extrakte aus der Wurzel überzeugen.
Schafgarben-Vollbad
Für ein Heilkräuterbad werden etwa 100 Gramm getrocknetes Schafgarbenkraut mit 1 Liter heißen Wasser übergossen werden und nach etwa 25 Minuten dem Badewasser zugeführt. Das Bad sollte nicht länger als 10 Minuten dauern. Solche Bäder können u.a. bei chronischem Beckenleiden bei Frauen helfen.
Vorsicht! Frauen in der Schwangerschaft sollten auf die Verwendung von Schafgarbe verzichten ebenso wie Allergiker, die auf Korbblütler reagieren. Sollten Schafgarbenprodukte länger eingesetzt werden, empfiehlt es sich, v.a. bei empfindlichen Personen, die Dosierung und die Dauer mit einem Arzt oder Apotheker abzusprechen.
Schafgarbentee
Insofern die ätherischen Öle der Pflanze Verwendung finden sollen, wird empfohlen ausschließlich die die Blüten zu verwenden.
Für einen Schafgarbentee, der die Verdauung unterstützt, werden zwei Teelöffel Schafgarbenkraut mit ca. 250 bis 300 ml kochendem Wasser aufgebrüht und 10 Minuten abgedeckt ziehen gelassen, damit sich die wertvollen ätherischen Öle nicht verflüchtigen. Es wird empfohlen nicht mehr als drei Tassen des Tees pro Tag einzunehmen. Besteht der Tee nur aus Blüten, so genügen zwei Tassen pro Tag, da diese in der Regel höhere Anteile an ätherischen Ölen aufweisen
Schafgarbensirup
Zutaten
- 1 l Wasser
- 1,2 kg Zucker
- 30 g Zitronensäure
- Schafgarbe (Blätter oder Blüten oder beides gemischt, ohne Stiele) im Volumen von ca. 1 Liter
- Zitronen nach Geschmack, in Scheiben geschnitten
Zubereitung
Wasser mit Zucker und Zitronensäure zu einem Läuterzucker aufkochen. (Geläuterter Zucker ist Zucker, der im Verhältnis 1:1 in Wasser aufgelöst, also verflüssigt wird.) Kräuter dazugeben und gemeinsam mit den Zitronenscheiben untertauchen. Den Topf mit einem Deckel verschließen (durch ein Tuch würden die ätherischen Öle entweichen) und drei Tage stehen lassen; bei Regenwetter nur zwei Tage (Schimmelgefahr). Danach den Sirup durch ein Tuch abseihen und entweder sofort kalt abfüllen oder im Topf auf 75 oder 80 °C erhitzen, um ihn haltbarer zu machen. Noch heiß in eine sterile Flasche füllen, abkühlen lassen und beschriftet an einem dunklen Ort lagern.
Nudelsalat mit Schafgarbe
Damit der würzige Geschmack der Schafgarbenblätter zur Geltung kommt, verwenden wir für den restlichen Nudelsalat nur wenige Zutaten:
- 1 Handvoll Schafgarbenblätter
- 2 Tomaten
- 1 kleine Zwiebel
- 200 g Vollkornnudeln
- Olivenöl
- hellen Balsamico
- Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Nudeln nach Packungsanleitung kochen und kurz mit kaltem Wasser abbrausen, damit sie nicht kleben. Zwiebel und Tomaten in feine Würfel schneiden. Schafgarbe kleinschneiden und alles unter die noch warmen Nudeln mischen. Mit Olivenöl, Essig, Salz und Pfeffer würzen. Mindestens eine halbe Stunde abkühlen und durchziehen lassen. Als Dekoration eignen sich gelbe Blüten vom Johanniskraut, Gänseblümchen, Echtem Labkraut, Löwenzahn oder der Nachtkerze.
Wohl bekomm’s! 😊