Den Spitzwegerich kennt fast jeder und er kommt im Grunde überall vor:
In jedem Garten, an Feld- und Waldrändern, auf fetten Wiesen, sogar in mageren Höhenlagen.
Der Spitzwegerich gilt als eine Zeigerpflanze, da er dort, wo er wächst, meist auf einen nährstoffreichen Boden hinweist. Er ist anpassungsfähig und genügsam. Da er zudem auch in Asphaltritzen und auf Gehwegen wächst, treten wir ihn permanent mit Füßen… und das, finden wir, zu Unrecht. Der Spitzwegerich ist seiner Namensherkunft nach sogar herrschaftlich. Der deutsche Name Wegerich leitet sich aus althochdeutschen und indogermanischen Wörtern für Weg und Herrscher/König ab. “König der Wege” (wega = Weg und rich = König). Somit dürfen wir den Wegerich als „Herrscher des Weges“ würdigen.
Die wundheilende Wirkung des Spitzwegerichs war schon bis in die Steinzeit bekannt. Das haben Funde bei Ausgrabungen belegt. Auch im Mittelalter diente er gegen allerhand Gebrechen, so soll er sogar gegen Gift, Ansteckung und Übel „die über das Land dahin fahren“, gebraucht worden sein. Der Arzt und Naturheiler Paracelsus jedoch rühmte den Spitzwegerich besonders als Stärkungsmittel für die inneren Organe.
Im Volksglauben diente der Spitzwegerich zur Abwehr unerwünschter Liebe oder als Mittel, um die Liebe eines Menschen zu gewinnen.
Spitzwegerich erkennen und sammeln
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) zählt zur Pflanzenfamilie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae), ist eine mehrjährige Pflanze und wird zehn bis 50 Zentimeter hoch. Deutlich zu erkennen ist er an seinen langen, lanzettförmigen Blättern (bis zu 25 Zentimeter lang) mit deutlich sichtbaren, parallel angeordneten Blattadern, welche zwischen Mai und September in reicher Fülle zu finden sind. Die Blätter sind bodennah als Rosette angeordnet. Mittig entspringt der lange, dünne blattlose Stängel, der in einer kolbenförmigen Blütenähre endet. Eine auffällige Blüte entwickelt der Spitzwegerich nicht, lediglich weiß-gelbliche Staubgefäße dienen der Fortpflanzung.
Verwendung und Zubereitung
Verwenden und essen kann man die Blätter, Blütenähren, Wurzeln und Samen. Blätter, Blüten und Samen können sowohl roh als auch gedünstet gegessen werden. Erntet am besten junge Blätter aus der Rosettenmitte, diese sind nicht ganz so bitter. Die Blätter werden quer zu den Blattnerven geschnitten. Die Wurzel sollte vor dem Verzehr weichgekocht werden. Geerntet wird am besten um die Mittagszeit, da hier der Wasseranteil am geringsten ist. Die größte Heilkraft soll Ende August/ Anfang September in den Blättern stecken…
Zum Einsatz kommt der Spitzwegerich u.a. in Suppen, Salaten, Wildkräuterpestos, Smoothies, als Gemüsezutat bzw. Würzkraut bei diversen Speisen, als Spinatersatz oder in Essig konserviert. Die Blütenähren können auch in Honig oder Sirup eingelegt werden. Man kann die aromatischen Blütenstände aber auch schon vor dem Ausreifen der Samen pur knabbern, in Salate geben oder mit etwas Öl in der Pfanne dünsten oder rausbraten, und als Gemüsebeilage verwenden. Junge, verschlossene Blütenähren, schmecken am aromatischsten. Die jungen Blütenköpfe erkennt man an der dunkleren Farbe. Ihr Geschmack erinnert sehr an Champignons.
Der Spitzwegerich enthält u.a. Vitamin K, Vitamin C und B-Vitamine sowie diverse Mineralstoffe wie z.B. Kieselsäure, Karotin, Zink und Kalium. Zudem ist der Spitzwegerich reich an Schleimstoffen, Bitterstoffen, Iridoiden und Gerbstoffen, weshalb er ein gesundes und zugleich wertvolles Nahrungsmittel ist.
Naturheilkunde
Medizinisch nutzt man vor allem die getrockneten Blätter oder einen frischen Presssaft. Er ist Bestandteil vieler Hustentees. Mit seinen Glykosiden und Saponinen gilt er als probates Hausmittel gegen Erkältungen und wirkt antibiotisch, schleimlösend und entzündungshemmend. Die Heilpflanze wird auch äußerlich angewendet. So könnt Ihr bei entzündeter Mund- oder Rachenschleimhaut mit einem selbstgemachten Tee gurgeln oder den Mundraum spülen. Bei entzündlichen Veränderungen der Haut kann der Aufguss für Waschungen und Umschläge verwendet werden z.B. bei der Wundheilung einer Verletzung oder bei einer Schuppenflechte. Spitzwegerich regt deutlich den Stoffwechsel an und entgiftet so unseren Körper. Als natürliche Unterstützung beim Abnehmen, wird ebenso gerne auf Spitzwegerich zurückgegriffen.
In der Volksmedizin werden frische und gesäuberte Spitzwegerichblätter zur ersten Wundversorgung direkt auf die Wunde oder auf Insektenstiche gelegt. Wird eine rasche Linderung benötigt, hilft schon ein einziges Blatt der fast überall anzutreffenden Pflanze. Ihr nehmt das Blatt, zerreibt es so lange zwischen den Fingern bis der Saft austritt und gebt diesen dann auf die betroffene Stelle. Ihr werdet sehen, wie schnell der Schmerz nachlässt. Manch einer nutzt gerne Fertigpräparate wie etwa Spitzwegerich-Hustensirup oder einen Frischpflanzenpresssaft. Auch für die äußerliche Anwendung gibt es fertige Salben und Tinkturen zu kaufen, wobei wir persönlich selbstgemachte Produkte immer vorziehen.
Als Alternative ist es Kinderleicht, den Saft zuhause selber zu herzustellen.
Wegerich-Allergie
Die Wegerich-Allergie geht mit den gleichen Beschwerden einher wie viele andere Gräserallergien auch. Hinzu kommt außerdem, dass die Wegerich-Arten über einen sehr langen Zeitraum hinweg blühen (April–September; Hochsaison Mai–August) und sich mit der Pollenflugzeit vieler anderer Gräser- und Kräuterpollen überschneiden. Dadurch ist die Wegerich-Allergie gar nicht so einfach zu erkennen und meist nur durch einen Allergietest eindeutig zu bestimmen. Ist man von dieser Allergie betroffen, sollte man Wegerich-Präparate sowie frische Wegerichkost meiden, da sie unangenehme Symptome auslösen können
Rezepte
Spitzwegerich-Kartoffel-Puffer
Zutaten für 4 Personen:
- 1 kg mehlige Kartoffeln
- 1 Prise Muskat
- ½ Teelöffel Salz
- Pfeffer nach Belieben
- etwas Butter
- 2 Eidotter
- 1 Hand voll fein geschnittenen Spitzwegerich (roh oder blanchiert – roh intensiver im Geschmack)
- feine Haferflocken oder Brösel zum panieren
- etwas Öl zum Braten
Zubereitung
- Kartoffeln kochen, schälen, pürieren
- Muskat, Salz, Pfeffer, Eidotter, Butter, Spitzwegerich gut untermischen, eine Rolle formen und eine halbe Stunde ruhen lassen.
- In Scheiben schneiden, in Brösel oder Haferflocken wenden und mit Öl herausbraten.
- Mit Salat und Sauce, z.B. einer Joghurt-Kräuter-Sauce servieren
Lasst es Euch schmecken!
Spitzwegerich-Tee
Aus den getrockneten, zerkleinerten Blättern der Pflanze könnt Ihr euch einen Tee zubereiten:
Übergießt zwei bis vier Gramm der getrockneten Blätter mit 150 Milliliter kochendem Wasser, lasst das Ganze 10 bis 15 Minuten ziehen und seiht die Pflanzenteile dann ab. Alternativ könnt Ihr die Pflanzenteile mit kaltem Wasser ansetzen, zwei Stunden ziehen lassen und dann kurz aufkochen. So lösen sich die Schleimstoffe besser. Es ist möglich, dreimal täglich eine Tasse Spitzwegerich-Tee trinken, um Atemwegskatarrhe oder Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut zu lindern. Die mittlere Tagesdosis beträgt drei bis sechs Gramm der getrockneten Spitzwegerich-Blätter.
Spitzwegerich-Hustensaft
Eine sehr sanfte und, natürliche Heilungsmethode Erkältungen und Atemwegsinfekte in den Griff zu bekommen ist der selbstgemachte Spitzwegerich-Hustensaft. Mit ihm linderst Du den Husten auf natürliche Weise. Du kannst ihn ganz einfach aus den Blättern des Spitzwegerichs herstellen. Spitzwegerich wird seit langer Zeit als Heilpflanze eingesetzt. Er kann Halsschmerzen lindern, Hustenreiz verhindern und mithilfe seiner schleimbildenden Stoffe einen schützenden Film über Schleimhaut im Rachen legen.
Zutaten:
- eine Handvoll frische Spitzwegerichblätter
- 200 g brauner Zucker
- den Saft einer halben Zitrone
Darüber hinaus brauchst du folgende Utensilien:
- zwei sterilisierte Schraubgläser mit Deckel
- einen Löffel
- ein scharfes Messer
Der Hustensaft stellt sich praktisch von ganz alleine her, allerdings musst du zwei bis drei Monate Wartezeit einplanen, bis er fertig ist. Du solltest ihn also idealerweise vor der Erkältungszeit zubereiten.
Zubereitung:
- Wasche die Blätter ab und tupfe sie mit einem Tuch vorsichtig trocken.
- Schneide sie anschließend in kleine Stücke.
- Lege die erste Schicht Spitzwegerichblätter in eines der beiden Gläser und bedecke sie mit einem Teil des Zuckers.
- Fülle die beiden Zutaten abwechselnd in ungefähr ein Zentimeter hohen Schichten hinein und drücke sie zwischendurch immer wieder mit einem Löffel richtig fest. Die letzte Schicht sollte Zucker sein.
- Schließe das Glas und stelle es für etwa zwei bis drei Monate an einen dunklen Ort ohne großartige Temperaturschwankungen. Dafür bieten sich zum Beispiel Keller und Vorratskammern an. Der Zucker verflüssigt sich nun und es entsteht Sirup. Sobald das geschehen ist, kannst du den Hustensaft weiter verarbeiten:
- Sterilisiere das zweite Schraubglas.
- Stelle den Hustensaft in ein Wasserbad, sodass er schön flüssig wird.
Der Hustensaft soll nicht kochen, sondern durch das Erwärmen geschmeidig werden. An dieser Stelle kannst du noch den Saft der Zitrone hinzufügen, wenn du das möchtest.
- Gieße nun den Hustensaft durch ein Sieb in das zweite sterilisierte Schraubglas und stelle ihn wieder an einen kühlen, dunklen Ort. Du kannst ihn auch gerne in den Kühlschrank stellen.
Tipp: Bei Erkältungen nimmst du zwei bis dreimal täglich einen Esslöffel Hustensaft ein. Der Hustensaft ist durch den hohen Zuckergehalt mehrere Monate /bis zu einem Jahr, haltbar.
Das war unser Blogbeitrag zu dem wundervollen, königlichen Spitzwegerich! Eine weitere sagenhafte Heilpflanze, die uns tagtäglich zu Füßen liegt.
Vielleicht (be)achtet Ihr seine Majestät ja in Zukunft mit ganz anderen Augen. Uns würde es auf alle Fälle sehr freuen!